Im Mai gingen die BMW Open zu Ende, ein Herren-Profi-Tennisturnier der besonderen Art. Das Turnier hat eine lange Tradition – bereits 2015 feierte man die 100. Ausgabe der „Internationalen Tennismeisterschaften von Bayern“. Als Turnier der 250er Kategorie ist es eines der kleinsten Turniere auf der Profi-Tour und lockt so auch viele Studierende und junge Menschen zu sich.
Text & Interview von Ilya Portnoy
Hautnah an der Weltspitze
Immer wieder kommen hochkarätige Spieler zu den BMW Open. In den letzten Jahren hat hier zum Beispiel der Schotte Andy Murray aufgeschlagen, der einige Zeit später auf Rang 1 der Weltspitze aufstieg. Und Alexander Zverev, der mit 21 Jahren als Nr. 3 der Weltrangliste nach München anreiste und derzeit für einen kleinen Tennis-Boom in Deutschland sorgt, begann mitunter bei seinen BMW-Open-Auftritten erst so richtig zu strahlen. Das sind keine Ausnahmen – die BMW Open haben sich immer wieder als Sprungbrett für eine große Karriere bewährt. Indessen zeichnen sie sich auch durch ihre besondere Atmosphäre aus. Man ist hautnah dran an den Spielern, denen man jederzeit beim Training zusehen kann. Es gibt Autogramm-Stunden und Presse-Konferenzen, die für alle Neugierigen offen sind. Die Akteure laufen ganz entspannt über die Anlage, alleine oder begleitet von Trainern, Familienangehörigen und dem sonstigen ständigen Umfeld. Eigentlich könnte man es gut verstehen, dass sie bei den vielen Autogramm- und Selfie-Wünschen seitens der Fans genervt sein müssten. Dennoch bieten sich auch insoweit bei den BMW Open einmalige Chancen.
Alexander Zverev hat in den letzten Tagen wiederholt betont, dass es für ihn besonders ist, hier in München anzutreten, da die Profi-Turniere normalerweise gar nicht in Tennisclubs ausgetragen werden, sondern meist auf großen Anlagen. Die BMW Open finden hingegen auf der Anlage des MTTC Iphitos statt, am Aumeisterweg beim Englischen Garten. Nahe der Studentenstadt gelegen bietet es sich insbesondere für Studierende an, dem Turnier einen Besuch abzustatten. Diejenigen, die mit der Welt des Tennis noch wenig in Berührung gekommen sind, können sich hier einen ersten Eindruck verschaffen. Die Kartenpreise sind vor allem in den ersten Tagen durchaus studierendenfreundlich.
Top-Stars, Helden der Zukunft und ein Treffen der Generationen
Dieses Jahr waren bei den BMW Open viele deutsche Spieler erfolgreich am Start, aber auch Stars aus dem Ausland. Zu nennen sind nur Fabio Fognini, Gael Monfils – stets für ein paar Trickschläge zu haben – und Diego Schwartzman – allesamt Publikumslieblinge, die aber trotz unterstützendem Applaus der Münchner Zuschauer früh gescheitert sind. Der Newcomer Yannick Hanfmann hat das Publikum mit einem abgeklärten, aber zugleich variablen Spiel in seinen Bann gezogen. Der Karlsruher, der seine Profi-Karriere über den Umweg des College Tennis einleitete, hat eindrucksvoll bewiesen, dass er auch mit den großen, wie Zverev, über weite Strecken mithalten kann. Auch Namensvetter Yannick Maden, der bei den diesjährigen BMW Open ebenfalls eine starke Leistung zeigte, kam über das College-Tennis auf die Profi-Tour. Tennis-Legende Boris Becker war mitunter als Mentor Zverevs für ein paar Tage am Aumeister, was das Turnier ebenfalls einzigartig machte. Nicht nur für absolute Cracks ist es spannend, den Hinweisen des Altmeisters auf dem Tenniscourt zu lauschen. Zudem war es interessant das Zusammenspiel zweier Tennis-Generationen aus nächster Nähe zu verfolgen.
Ein gelungener Abschluss
Das Halbfinale und das Finale waren schon früh ausverkauft. Die Zuschauer wurden dieses Jahr mit hervorragendem Wetter verwöhnt – anders, als in den Vorjahren. Da hat es gerne auch mal geschneit, weshalb die Turnierveranstalter selbstironisch mit dem Label „Das härteste Sandplatzturnier der Welt“ werben. Der Titelverteidiger Alexander Zverev wurde 2018 erneut zum Sieger gekrönt. Im deutschen „Traumfinale“ setzte er sich gegen „Mr. BMW Open“ Philipp Kohlschreiber durch, der das Turnier in der Vergangenheit 3 Mal gewonnen hat. Dafür gab es eine echte bayerische Lederhose (seit einigen Jahren eine schöne Tradition) und einen neuen BMW – das Preisgeld ist da fast Nebensache.
Für diejenigen, die selbst Freude am Tennis haben oder vielleicht zum ersten Mal in die Welt des attraktiven Profi-Tennis reinschnuppern möchten, sind die BMW Open auch im nächsten Jahr sicherlich wieder ein heißer Tipp.
Interview mit Julia Davis (26), Studentin an der LMU
Die BMW Open ziehen immer wieder junge Menschen an, darunter natürlich auch Studierende der LMU. Die meisten kommen als Zuschauer, einige sind als Mithelfer*innen dabei. Julia Davis studiert Geschichte an der LMU und war dieses Jahr als Volunteer bei den BMW Open. Im Gespräch hat sie uns einen Einblick in ihren Alltag gegeben und verraten, was das Turnier besonders macht.
Bist du dieses Jahr zum ersten Mal bei den BMW Open dabei?
Julia: Ich war schon 2009 als Ballkind dabei.
Wie hast du zu den BMW Open gefunden?
Ich war als Besucherin ein, zwei Mal da, einfach weil es ein Tennisturnier in München ist und ich als Jugendliche auch Tennis gespielt habe.
Und jetzt spielst du nicht mehr?
Nein, inzwischen nicht mehr, ich habe schon während der Schulzeit aufgehört. Ein guter Freund von mir ist auch hier als Ballkind. Er hat über seinen Tennisverein hier her gefunden und mir damals immer wieder gesagt „Bewirb dich doch auch mal als Ballkind“. Und dieses Jahr habe ich mitbekommen, das wieder nach Volunteers gesucht wird.
Es ist seitdem viel Zeit vergangen. Hat sich das Turnier verändert und wenn ja, wie?
Ich erinnere mich nicht mehr an so vieles von vor neun Jahren. Ein bisschen was hat sich beim Veranstaltungsort verändert, da wurde umstrukturiert. Zum Beispiel spielt man jetzt auf weniger Plätzen als früher. Ich habe auch den Eindruck, dass es ein bisschen größer aufgemacht ist, zwar nicht vom Platz, aber von dem, wer so da ist.
Merkst du organisatorische Unterschiede?
Das kann ich nicht wirklich sagen, weil ich als Ballkind nicht so viel von der Organisation mitbekommen habe. Die Klamotten haben sich verändert, die gefallen mir jetzt besser als früher.
Was sind deine Aufgaben?
Ich bin zum Presse-Team zugeteilt worden. Wir sind hier zwei Volunteers und machen morgens zum Beispiel den Presse-Spiegel, wir schauen die gedruckten Zeitungen durch, die man uns mitbringt nach Artikeln über die BMW Open. Dann schauen wir auf den einschlägigen Online-Portalen, ob es noch Online-Artikel gibt – über das Turnier, und die Spieler, die da sind. Das bereiten wir alles ein bisschen für die Journalisten vor, damit sie den aktuellen Presse-Spiegel bekommen. Wir schauen auch, dass wir die aktuellen Spielpläne immer für die Journalisten ausgedruckt bereit liegen haben, damit diese immer die aktuellen Infos von der ATP (Vereinigung der professionellen Tennisspieler) bekommen. Die gibt man uns und wir drucken sie aus und verteilen sie.
Wie stark ist die Zusammenarbeit – mit der Turnierleitung, Ballkindern, usw.? Harmoniert das alles?
Ich glaube, auf der Ebene über mir harmoniert das gut, die halten viel Absprache. Ich habe davon nicht so viel mitbekommen, aber die Leute untereinander wissen, wo man hingehen muss. Wenn ich zur Turnierleitung gehe, dann wissen sie sicher, wo ich hingehen muss, wenn sie meine Frage nicht beantworten können.
Wie wird man zum Volunteer?
Der Verein, der das Turnier austrägt, der MTTC Iphitos, schreibt das aus. Irgendwann im Frühjahr findet man das – zum einen über die Facebook-Seite der BMW Open, die posten, wenn gesucht wird. Auch gibt es ein Bewerbungsformular auf der Seite vom Iphitos. Das kann man ausfüllen und mit Passfoto abschicken. Dann ist man erst einmal in einem Topf drin. Und dann wird ausgewählt, ob man dabei ist oder nicht. Man kann eine Priorität angeben, was man gerne machen will, da kann man aus einer ganz langen Liste auswählen.
Nutzt ihr selbst die Angebote auf der Anlage?
Ich habe schon mal drüber geschaut, aber richtig genutzt bisher nicht.
Schaut ihr euch die Matches an? Habt ihr Interesse und Zeit?
Interesse ja – bei der Zeit kommt es drauf an. Unser Schalter vorne (am Eingang zum Presse Bereich) muss immer besetzt sein, aber wir gucken schon, das wir immer wieder raus kommen. Ich habe zum Beispiel gestern auch das Spiel von Dustin Brown am Center Court viel gucken können. Wir haben auch um die Ecke einen Fernseher hängen mit Live-Streams. Up-to-date sind wir quasi sowieso immer. Ich habe heute auch schon ein bisschen gucken können – das Doppel mit Petzschner und Melzer (gemeinsam u.a. Sieger von Wimbledon und den US Open im Doppel), das vorhin lief.
Wählt ihr ein bisschen aus, welche Matches ihr anseht oder ist alleine entscheidend, dass es zeitlich passt?
Teils, teils; ich habe gestern schon geguckt, dass ich das Brown-Spiel ein wenig gucken kann, da ich ihn witzig finde als Spieler. Aber natürlich ist es so, dass wenn es heißt wir haben eine Aufgabe für euch, dann steht das hinten an.
Die Studentenstadt ist hier ganz in der Nähe. Denkst du, dass Studierende einen Bezug zu dem Turnier haben? Wissen die Studierendene überhaupt, dass hier ein solches Profi-Turnier läuft?
Ich glaube schon, dass sie es wissen. Eine Kollegin von mir, zum Beispiel, die auch Studentin ist, spielt auch Tennis. Der ist es durchaus ein Begriff. Sie war die letzten Jahre auch immer als Besucherin hier. Ich habe schon den Eindruck, dass es zumindest denen, die hier wohnen ein Begriff ist. Man merkt es ja auch daran, dass die Straßen gesperrt und plötzlich super viele Leute in den U-Bahnen sind.
Glaubst du, dass die BMW Open allgemein für junge Leute interessant sind?
Ja, ich denke schon. Die Preise steigen zwar natürlich bis zum Finalwochenende pro Tag, aber ich finde, sie sind erschwinglich. Das Angebot ist auch auf junge Leute ausgerichtet, nicht unbedingt auf ein Senioren-Tennispublikum. Man kann herumgucken und es ist eine sehr niederschwellige Art, sich dem Tennis zu nähern. Man hat nicht den Eindruck, man sei fehl am Platz, nur, weil das klassische Tennis-Publikum um einen herumläuft.