Eindrücke von der „Süddeutsche Zeitung Nacht der Autoren“
Bei der Münchner Nacht der Autoren der Süddeutschen Zeitung spricht Heribert Prantl, Ressortleiter Innenpolitik bei der Süddeutschen, über die Zukunft des Journalismus. Prantl kennzeichnete das Grundrecht der Pressefreiheit als „Das tägliche Brot der Demokratie“ und lässt anschließend sein Münchner Publikum darüber diskutieren.
Es ist die vierte Nacht der Autoren, die die SZ am vergangenen Samstag an sechs Orten in München veranstaltet. Autoren und Redakteure bekommen dabei für den Leser ein Gesicht und tragen die besten Texte ihrer journalistischen Vergangenheit bei der Süddeutschen Zeitung vor.
In der Muffathalle finden sich um 18:30 Uhr diejenigen ein, die sich für den als Edelfeder bekannten Juristen Heribert Prantl begeistern, oder nur kommen, um ihm harsche Kritik entgegen zu bringen.
Die Reihen sind nur locker gefüllt. Möglich, dass die Münchner SZ-Leser am warmen Samstagabend nicht in der dunklen Muffathalle über das tägliche Brot der Demokratie nachdenken wollen.
Prantls Verdienst an diesem Abend ist, dass er seinem Publikum verdeutlicht, dass qualitativ hochwertiger, gut recherchierter Journalismus einen hohen Stellenwert für unser politisches System hat, geradezu systemrelevant ist, wie die Urteile des Bundesverfassungsgerichts zeigen. Und diese Tatsache muss uns eben etwas mehr wert sein „als eine Tasse Kaffee“.
Kaum ein Beruf hat wie der Journalismus sein eigenes Grundrecht. Also darf kein sicherheitspolitisches Anliegen diese Pressefreiheit einschränken. Durch gut recherchierte Texte und Hintergrundinformation stellt der Journalist eine Verbindung zwischen Bürger und Politiker her, bietet Orientierung und dient als Kontrollinstanz.
Zur Zukunft der Zeitung sagt Prantl, es gehe hauptsächlich um Qualität – egal ob gedruckt oder digital. Der Onlinejournalist und Blogger sei keine Gefahr für die Zeitung, sondern helfe vielmehr vorhandene Lücken zu schließen.
Die größte Gefahr für die Pressefreiheit seien Journalisten, die wie Schnittlauch auf jeder Suppe schwimmen, sagt Prantl und zitiert hiermit den Kommunikationswissenschaftler Heinz Pürer.
Nachdem die erste Stimme aus dem Publikum Prantl vermittelt, wegen ihm am liebsten die Süddeutsche Zeitung abbestellen zu wollen, erhält Prantl nur noch anerkennende Worte für seine Arbeit.
„Das Wichtigste“, so Prantl zum Schluss „ist, dass meine Texte etwas mit dem Leser machen“. Niemand muss ihn gut finden, aber er will zum Nachdenken anregen.
Mit viel Applaus verabschieden die Zuhörer den großen Heribert Prantl und widmen sich dann Glossen zur Fußballweltmeisterschaft mit Christian Zaschke.
(Foto: Antonia Lachner)