Kulturphilter

Dorian Gray – Nichts für zarte Gemüter

Eine düstere Mordszene und eine Leiche in einem Koffer, die ein finsterer Jüngling in der Themse versenkt. Damit wird  noch nicht viel verraten, nur die Initialen auf dem Gepäckstück weisen auf die Identität des jungen Mannes hin. Es handelt sich um Oscar Wildes Dorian Gray (Ben Barnes), den Mann, der nicht altert und dafür einen hohen Preis zu zahlen hat.

Rückblende: Man sieht einen lauten, bunten Bahnhof und einen jungen Mann mit sanften Gesichtszügen. Er wirkt wie die sprichwörtliche Unschuld vom Lande. Dorian Gray ist offensichtlich beeindruckt vom Stadtleben. Bevor er in ernste Schwierigkeiten geraten kann, liest ihn jedoch der Butler seines verstorbenen Vaters auf und bringt ihn zu dem Stadthaus, das er geerbt hat.

Ist er zunächst noch unschuldig und rein, so gerät er bereits bald auf die schiefe Bahn. Lord Henry Wotton (Colin Firth), ein Freund der Familie, ist fasziniert von dem jungen Schönling und macht es sich zur Aufgabe, ihn zu verderben und das aus dem simplen Grund, weil er gerne manipuliert und die Abgründe der menschlichen Seele offenbart.

Doch genau das wird bei Gray nicht geschehen: Der Maler Basil Hallward (Ben Chaplin) hat ein Porträt von ihm gefertigt, das seine jugendliche Reinheit im wahrsten Sinne des Wortes einfängt. Ohne es zu ahnen, geht Gray dann einen Pakt mit dem Teufel ein. Die Unschuld einer Jungfrau im Austausch gegen ewige Jugend.

Was zunächst begann wie eine zarte Liebe zwischen Dorian und Sibyl Vane (Rachel Hurd-Wood), einer jungen Schauspielerin, scheitert bald darauf an den Normen der Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts.

Es beginnt eine Spirale der Lust und Gewalt, die Dorian immer tiefer in die Abgründe der menschlichen Seele hinabführt. Aber so sehr seine schwarze Seele auch unter dem Bösen zu leiden hat, bleibt sein Körper doch unschuldig und rein. Nur seine Züge verhärten sich zunehmend und das Porträt verwandelt sich mit der Zeit in eine teuflische Fratze. Das Unheil nimmt seinen Lauf…

Regisseur Oliver Parker hat eine Neuauflage des Klassikers von Oscar Wilde versucht, die durchaus gelungen ist. Der Film erzeugt eine düstere Atmosphäre des Verfalls, in der sich der Protagonist immer mehr selbst verliert, bis er sich schließlich gegen seine engsten Freunde wendet. Das Ende dürfte jedem bekannt sein, der schon einmal von Dorian Gray gehört hat. Es handelt sich um eine Geschichte, die so explizit von der menschlichen Grausamkeit handelt, dass zarte Gemüter sich zweimal überlegen sollten, ob sie Dorian Gray auf dieser Talfahrt wirklich begleiten möchten.

(Bild: Concorde Film/Ealing Studios)

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