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3. Oktober 2010: 20 Jahre deutsche Einheit…

…und das Ende des Ersten Weltkriegs!

Am 3. Oktober 2010 feiert Deutschland das 20. Jubiläum seiner Wiedervereinigung.

Ein Anlass zur Freude, nicht zuletzt, weil damit auch der Kalte Krieg damals abgeschlossen wurde. Was dabei allerdings vielen nicht bewusst ist, dürfte sein, dass trotz allem der Erste Weltkrieg erst an diesem Sonntag, nach sage und schreibe 96 Jahren für Deutschland – zumindest finanziell – abgehakt werden kann. Denn, wie es die Süddeutsche Zeitung formulierte: Deutschland ist jetzt schuldenfrei, aber nicht frei von Schuld!

Als 1918 der Versailler Vertrag unterschrieben wurde, musste Deutschland nicht nur die alleinige Verantwortung für das blutige Gemetzel in Europa auf sich nehmen, sondern die Alliierten, allen voran das stark in Mitleidenschaft gezogene Frankreich, luden Deutschland eine Summe an Reparationszahlungen auf, die geradezu unbezahlbar schien. Als sich die finanzielle Misere dann in den 1920er Jahren verschärfte, beschloss man, zunächst im Dawes-Plan die Forderungen zu senken und setzte dann im Young-Plan von 1929 die Summe sowie das Auslaufdatum der Ratenzahlungen fest. 1988 wäre Deutschland so schuldenfrei gewesen. Nach vergeblichen Versuchen Deutschland wieder zu stärken, war man dann jedoch auf Grund mangelnder Kredite schon 1931 zahlungsunfähig. Der einzige Ausweg, damit zumindest die ausländischen Privatgläubiger ihr Geld wiedersehen würden, schien die Streichung der Reparationen, was schließlich zu einer letzten Abschlagszahlung durch Schuldverschreibungen in Höhe von 3 Milliarden Goldmark führte. Aber selbst diese Maßnahme versickerte im Sand.

Was übrig blieb, waren einzig und allein jene Schulden, die man privatisiert hatte. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde deren Zahlung im Londoner Schuldenabkommen geregelt. Einen Teil beglich Deutschland und die einzigen Altlasten waren fortan 251 Millionen Mark Zinsen (aus heutiger Sicht traurigerweise Peanuts) aus den Nachkriegsjahren. Diese sollten in Raten und über Fundierungsanleihen zurückgezahlt werden – allerdings erst nach der Wiedervereinigung!

Das ist auch der Grund, warum mit dem aktuellen Bundesfinanzhaushalt die letzten 65 Millionen Euro dieser Schulden getilgt werden. Der Erste Weltkrieg ist abbezahlt. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass so ein Krieg eine erschreckend lange Angelegenheit sein kann. Traurig nur, dass man dabei am Ende lediglich die finanzielle Schuld tilgen kann.

(Foto: The Great War – BBC)

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