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Jetzt streikt auch München

Der Protest gegen Studiengebühren und Bolognaprozess geht in eine neue Runde

Die Studenten der Münchner Hochschulen zeigen sich solidarisch mit Österreich: Seit gestern ist die Akademie der Bildenden Künste besetzt.

Nachdem sich am gestrigen Nachmittag Studenten diverser Münchner Hochschulen vor der Akademie der Bildenden Künste versammelt hatten, um ihre Solidarität mit den Österreichischen Hochschulbesetzern zu bekunden, die seit Oktober das Audimax der Wiener Universität besetzen, einigte man sich auch hier auf „Besetzen!“, was dann prompt ab 15 Uhr geschah.

Wie die Österreicher fordern auch die Münchner ganz klar die Abschaffung der Studiengebühren sowie die Unabhängigkeit von Studium und Lehre, die Reform der Bolognareform und die allgemeine Verbesserung der Studiensituation.

Am frühen Abend begann die spontane Mobilisierungsdemo, bis 22 Uhr hatten sich dann bereits geschätzte 500 Studenten in der Akademie eingefunden, um sich im Plenum zu beraten, Arbeitsgruppen zu bilden und die Volksküche sowie die parallel stattfindende Party zu organisieren.

Die Stimmung war heiter, gelassen – und vor allem motiviert. Die bereits anlaufende Party bot zunächst keine Konkurrenz zu den Diskussionen im Plenum. Dort herrschten trotz Überfüllung und Bier Ernsthaftigkeit und strikte Demokratie: einfache Mehrheit für normale Abstimmungen, Dreiviertel-Mehrheit bei allen Abstimmungen, die Polizei, Verwaltung und Grundsatzfragen betreffen.

Erstaunlich nur: Obwohl die Besetzung in der Akademie der Bildenden Künste stattfand, war die Anzahl der Akademiestudenten verschwindend gering. Vielmehr schien die LMU hier besonders stark vertreten zu sein und so ist es nicht verwunderlich, dass eine Besetzung des Audimax in den kommenden Tagen nicht ausgeschlossen wird. So einfach wie die Akademiebesetzung dürfte diese aber nicht werden, schließlich unterstützt die Akademie ihre Studenten sowohl von Verwaltungs- als auch von Professorenseite. Zudem ist sie bei weitem nicht so sehr im Konkurrenzkampf mit anderen Hochschulen begriffen, wie derzeit LMU und TU und steht damit nicht unter demselben Leistungsdruck – kann sich also eine Unterstützung der Studenten wohl eher erlauben.

Ein Erfolg an der LMU hinge vor allem vom Engagement der restlichen Studenten ab – und dieses hängt vor allem mit der Strategie der Arbeitsgruppen zusammen. Bereits gestern zeichnete sich die Diskussion ab, ob linksradikale und antikapitalistische Parolen bei diesem Projekt wirklich etwas zu suchen haben. Mit Recht, denn gerade diese linke Orientierung der meisten Studiengebührengegner schreckt viele Studenten ab, die befürchten, dass ihre Ansichten in einem solchen Umfeld nicht gehört werden könnten. Das ist aber ein Trugschluss, denn im Plenum wird jeder gehört, der für Demokratie und bessere Studienverhältnisse eintritt, und zwar unabhängig von seinen sonstigen politischen Sympathien.

Es bleibt abzuwarten, wie sich der Protest in den nächsten Tagen entwickeln wird. Das aktuelle Tagesprogramm sowie weitere Infos sind zu finden unter:  www.bildungsstreik-muenchen.de

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