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Die Stadt der gefallenen Engel

Zu den Unruhen in Bangkok

Bangkok, eine der schillerndsten und modernsten Metropolen Asiens ist in den letzten Wochen zunehmend im Chaos versunken. Bürgerkriegsähnliche Zustände und Reisewarnungen prägen aktuell das Bild der Stadt mit dem klangvollen Namen „Stadt der Engel“.

Seit Mitte März regt sich erneut Widerstand in der Hauptstadt Thailands, dem Land des Buddhismus, das mit Bildern von lächelnden Menschen Touristen anzieht. Zumindest den Rothemden, wie die demonstrierenden Regierungsgegner bezeichnet werden, ist das Lächeln gründlich vergangen. Nicht Freundlichkeit, Friedlichkeit und Offenheit sind aktuell in Bangkok zu finden, sondern der blanke Hass der armen Bevölkerung auf die Regierung.

Diese Wut hat sich in den vergangenen zwei Monaten entladen. Am 19. Mai ist der Aufstand mit militärischer Panzergewalt überrollt und aufgelöst worden. Die Anführer der Demonstranten, welche zumeist aus dem unterentwickelten Norden nach Bangkok gekommen sind, um mehr Gerechtigkeit und Machtteilung von der Regierung einzufordern, sind festgenommen worden. Ein enttäuschter Mob von Rothemden zog daraufhin brandschatzend durch die Straßen Bangkoks und setzte Banken, Theater, die Börse und eine Fernsehstation in Brand. Die grausame Bilanz des zweimonatigen Aufstands sind 75 Tote und 1 800 Verletzte. Eine nächtliche Ausgangssperre soll die angespannte Situation beruhigen.

Möglich, dass wieder Ruhe einkehrt in der Stadt, die als Paradebeispiel für den Begriff der Tigerstaaten steht. Aber die Unruhe in den Herzen der Bevölkerung und die Verunsicherung im Ausland werden sich nicht so schnell auflösen, wie die Straßenbarrikaden der Rothemden.

Sicheres Reiseparadies für Touristen

Fasziniert von der modernen Skyline Bangkoks, dem pulsierenden Nachtleben, den farbenprächtigen buddhistischen Tempeln, die stets vom Duft der Räucherstäbchen umhüllt sind und dem Urlauber trotz der Hektik auf den Straßen ein Gefühl unbeirrbarer Ruhe vermitteln können, strömten die Touristen in das bedeutende Wirtschaftszentrum. Die Kriminalitätsrate ist gering und die Urlauber fühlten sich sicher in den Straßen Bangkoks, wo das Leben quirlig und die Menschen freundlich sind.

Die Reisewarnung des Auswärtigen Amts in diesen Tagen ist deutlich: Von Reisen nach Bangkok sowie in den Norden Thailands wird dringend abgeraten. Im gesamten Stadtgebiet sollen sich Touristen nur vorsichtig bewegen und einige Stadtteile sicherheitshalber komplett meiden. Trotz der Auflösung der Versammlung der Rothemden im Bankenviertel, ist die gesamte Stadt zum unsicheren Gebiet geworden, es herrscht noch Chaos auf den Straßen. Hotels haben sich hinter Holzwänden verbarrikadiert, der öffentliche Transport ist lahm gelegt, viele Botschaften und Firmen bleiben vorerst geschlossen.

Die Spaltung der thailändischen Gesellschaft hat in dem bürgerkriegsähnlichen Zustand Bangkoks ihren Ausdruck gefunden. Der von den Thais verehrte König Bhumibol trägt in diesem Ausnahmezustand nicht zu Versöhnung bei. Das Königshaus schwieg zu den Ereignissen in der Hauptstadt und die demokratischen Strukturen sind brüchig geworden. Das Bild einer modernen, sicheren Stadt hat sich mit den brennenden Autoreifen der Straßenbarrikaden in Luft aufgelöst.

Damit sich der Rauch über Bangkok legt und die Stadt wieder die schillernde und lebhafte Metropole wird, die sie vor den Protesten war, braucht es mehr, als nur die militärische Schlagkraft, die die thailändische Regierung eindrucksvoll demonstriert hat. Die internationale Gemeinschaft ist verunsichert. Die Proteste in Bangkok können zu einem Flächenbrand in ganz Thailand führen. Die nächsten Wochen und Monate werden zeigen, ob Thailand die zerstörerische Entwicklung aufhalten kann und Bangkok wieder eine Stadt der Engel wird.

(Foto: Antonia Lachner)

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