Girl on the Go

Zu den Pharaonen und wieder zurück – ein Mal nach Ägypten gesprintet

Eine Kolumne über die Achterbahnfahrt der Kulturen, Erfahrungen und Lernprozesse meiner letzten fünf Lebensjahre. Komm mit zu den unterschiedlichen Stationen meiner beruflichen und persönlichen Reise durch die ganze Welt – neben meinem Online-Studium.

Text und Bild: © Leonie Stoll

Lieblingsurlaubsziel für diejenigen, die die Sonne anbeten und nach Schnäppchen jagen – auch zu den Jahreszeiten, die hier in Europa grau sind. Die Rede ist von Ägypten, einem Land mit holprigen Straßen, schwacher Internetverbindung aber umso interessanterer, packenderer Geschichte. 

Fitnesstrainerin ohne Lizenzen 

Die nächste Neueröffnung meines Arbeitgebers stand hier am Roten Meer vor der Tür und ich hatte große Lust, meinen Wohnsitz auf einen anderen Kontinent zu verlegen. Nun stellte sich jedoch die Frage, in welchem Bereich ich hier eingesetzt werden könnte. 

Und die Antwort lautete: Sport. Group Fitness, um genau zu sein. Egal ob Langhantelworkout, Aerobic oder der Early Bird Lauftreff – jegliche aktiven Animations-Angebote vor Ort liefen über mich. Der Fakt, dass ich keine Lizenzen      im Bereich Fitness vorweisen konnte, störte mich und meinen Arbeitgeber nicht. Der Job gefiel mir tatsächlich sehr, ich war während jedem Kurs mein eigener Boss und durch das hohe Sportpensum selbst energiegeladen und körperbewusst. Doch in Ägypten passierte das erste Mal etwas, was mir während meiner Jahre auf Reisen zuvor noch nie passiert war: Meine neue Wahlheimat wollte mir kulturell, kulinarisch und klimatisch nicht zusagen. 

Andere Länder, andere Sitten 

Hitze macht langsam. Egal ob bei der Zubereitung von Getränken als Barkeeper oder als Sprechstundenhilfe bei der Terminvergabe. Wenige öffentliche Verkehrsmittel und großflächig unerschlossene Gebiete machen den Weg von A nach B unflexibel. Egal ob bei Lebensmitteleinkäufen oder aufgrund der technischen Einschränkungen; es gab einige Hindernisse bei der interkulturellen Interaktion. Mangelnde Englischkenntnisse oder die oftmals öffentlich klar kommunizierte und ausgelebte Unterordnung der Frau bildeten eine Kluft zwischen meinem Umfeld und mir. Ich als aktive, teils sogar hyperaktive, stets auf Erreichbarkeit bedachte Mitteleuropäerin konnte und wollte mich in dieser Kultur nicht wirklich einfügen. Kein W-LAN an freien Tagen? 20 Minuten auf eine Cola warten? Sich einsam fühlen, weil kaum jemand Englisch spricht? Unter diesen Umständen wollte ich trotz Erfolg und Erfüllung im Job nicht länger als eine Sommersaison bleiben. Und das erste Mal seit Jahren wurden Sehnsüchte nach Deutschland in mir laut. 

Nicht nur nach Ausdauersport etwas zu heiß – brisante Tourismusmaschen 

Es war also schnell klar, dass ich nach dem Sommer wieder einen Standortwechsel vornehmen würde. Jedoch hatte ich noch einige Monate Zeit, um das Land hautnah zu erleben. Eine Thematik erschien mir, während ich die meiste Zeit als Amateur-Taucherin unter Wasser verbrachte, besonders unangenehm und erwähnenswert: die Marktschreier. Auch Verkäufer, Servicekräfte und Touristenführer buhlten an den gut besuchten Orten direkt nach Aufmerksamkeit, was mich persönlich oft in meinen Gedankenblasen störte. Ägypten erscheint mir also als ein Land voller kultureller Schätze und prägnanter Unterschiede zu dem mir bekannten Mitteleuropa – eines, das ich nach fünf Monaten voller Sport und Sehnsucht nach persönlicher Stabilität wieder Richtung Europa verlassen sollte. Genauer gesagt Richtung Hamburg, mit dem Vorhaben, sesshaft zu werden und eine Ausbildung zur Systemgastronomin zu beginnen. 

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert