Filmreihe

„Mickey 17“ – Double Trouble

Was wäre, wenn man nach seinem Tod einfach neu aus dem 3D-Drucker käme? Das und noch vieles mehr untersucht Regisseur Bong Joon-ho in seiner neuen Sci-Fi Komödie.

Von Jonas Hey; Bilder: © Warner Bros Entertainment

Mickey und sein Freund Timo flüchten vor einem Kredithai in eine dunkle Gasse. Nach einer letzten Warnung sehen die beiden keine andere Wahl und versuchen auf einem Kolonistenschiff zu einem anderen Planeten zu gelangen. Aus Verzweiflung lässt sich Mickey als „Expendable“ rekrutieren, was bedeutet, dass sein Körper nach seinem Tod beliebig oft repliziert werden darf. Auf dem Planeten Niflheim angekommen, überlebt Mickeys 17. Körper einen Sturz in eine Felsspalte und als er im Anschluss Mickey 18 begegnet, nimmt die Komödie ihren Lauf.

Aus Südkorea ins Weltall

Der Film stammt von Bong Joon-Ho, den viele vermutlich als Regisseur von „Parasite“ kennen. Hierfür konnte er 2019 den Oscar in den Kategorien „Bester internationaler Film“ und „Bester Film“ gewinnen. Doch Joon-Ho konnte da schon auf eine langjährige Karriere zurückblicken. Denn er dreht seit den 2000er Jahren Filme und ist in Südkorea für seine Sozialkritiken bekannt. Der neue Film beruht auf dem Roman „Mickey 7“ von Edward Ashton. Joon-Ho erhielt das Skript bereits 2021 ein Jahr vor Veröffentlichung des Buches. Zu Beginn war auch schon Robert Pattinson als Mickey gesetzt.

Science-Fiction als Katalysator

Die Welt von „Mickey 17“ ist unserer voraus, vor allem durch die Entwicklung von Raumschiffen und eine Technik zum Klonen von Menschen. Diese werden mittels 3D-Drucker erstellt und erhalten mittels Computer die Erinnerungen der letzten Version. So stirbt Mickey durch verschiedene Experimente 16 Mal und wird schließlich als Mickey 17 wiedergeboren. Bereits in diesem Verfahren zeigt sich, dass es Joon-Ho nicht um eine ausgefeilte Welterklärung geht. Die Wissenschaft ist hier nur ein Mittel, um die Menschen in unbekannte Gefilde zu schicken. So wird Mickey nach seinem Sturz von den einheimischen Creepern gerettet, die aussehen wie riesige Bärtierchen. Zurück in der Basis begegnet er dann seinem Klon Mickey 18, der allerdings deutlich extrovertierter und verschlagener ist.

Grandioses Schauspiel

In seinem anstrengenden Leben wird Mickey von der Polizistin Nasha unterstützt, die hervorragend und leicht übermütig von Naomi Ackie gespielt wird. Geleitet wird die Expedition von Kenneth Marshal (Mark Ruffalo), einem gescheiterten konservativen Politiker aus den USA. Nicht von ungefähr erinnert die Rolle der einfältigen, polternden Figur an Donald Trump und Konsorten. Doch wo Trumps Handlungen in der echten Welt ernste Konsequenzen hat, kann man hier als Zuschauer über die stupiden Reden und komischen Auftritte lachen. Dies wird erst durch die hervorragende Leistung von Ruffalo möglich, der nach seiner Rolle in „Poor Things“ endgültig das Image des Hulk abschüttelt.

Ebenso muss man Robert Pattinson hervorheben, der nach mehreren Rollen ebenfalls seine Vielseitigkeit beweist und keine Gemeinsamkeit mehr mit dem schimmernden Vampir aus „Twilight“  hat. Schließlich spielt er hier zwei Personen mit den gleichen Erfahrungen und dennoch gänzlich anderem Charakter. Während Mickey 18 Marshal töten will, ist Mickey 17 auf Ausgleich bedacht und will vor allem die einheimischen Creeper retten. Das Spiel gelingt auch durch eine brillante Kameraführung, durch die meist nur einer der beiden im Bild zu sehen ist.

Damit hebt sich der Film von der Masse der Hollywood-Produktionen ab: Großartige Schauspieler sind in einer originalen Handlung zu sehen und es sieht auch noch gut aus. Wir brauchen mehr Joon-Hos und Pattinsons im Kino.

Der Film kam am 6. März in die deutschen Kinos.

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