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Die Deutsche Journalistenschule – Eine Stütze für die deutsche Demokratie

Die Gefahren durch Rechtsruck und gesellschaftliche Spaltung sind omnipräsent, doch wie kann man die Demokratie in solchen Zeiten stärken? Eine entscheidende Rolle spielt ein unabhängiger, wahrheitsgetreuer Journalismus, reich an Vielfalt – und genau dieser wird an der DJS in München gelehrt.

Text und Bild: Konstanze Eidenschink

Die Deutsche Journalistenschule (DJS) jubilierte zu ihrem 75-Jahr-Bestehen – sie ist so alt, wie unser Grundgesetz. Im Prinzregententheater feierte sie am dritten Juni den Jahrestag mit 1.500 Gäst*innen. Auch Olaf Scholz und Markus Söder waren anwesend und sprachen der Schule in ihren Reden ihre Dankbarkeit für die Ausbildung hervorragender Journalist*innen aus.

Die DJS ist eine der hochrangigsten Ausbildungsstätten für Journalist*innen in Deutschland. „Der zentrale Wert“, der an der Schule vermittelt werden soll, „ist tatsächlich die Liebe zur Wahrheit“, wie die Schulleiterin Henriette Löwisch im Interview betont. „Das bedeutet, ergebnisoffen zu berichten.“ Die Schüler*innen werden zu einem wahrheitsgetreuen Journalismus ausgebildet. Das geschieht an der DJS anhand einer interdisziplinären Lehre. Die Schüler*innen erlernen innerhalb von 10 Monaten – entweder im Zuge der Kompaktausbildung oder der Masterklasse – die Vielfalt von Tätigkeiten in Online-, Print-, Radio- und Fernsehredaktionen. Das birgt Herausforderungen für die Schüler*innen, weil sie innerhalb der zehn Monate häufig wieder von Null anfangen müssen. „Dazu brauchst du viel Resilienz. Das muss total Spaß machen und du musst es auch wollen“, erzählt Frau Löwisch. Um die vielfältige Ausbildung zu gewährleisten, unterrichten an der DJS keine festen Lehrer*innen. Stattdessen lehren Expert*innen jeweils ihr eigenes Fachgebiet – sie sind häufig selbst Absolvent*innen der Schule und werden abhängig vom gelehrten Inhalt eingesetzt.

Die DJS – eine Schule der Elite?

Schulleiterin Henriette Löwisch. Bild: Shane McMillan

Von etwa 2000 Bewerber*innen, die sich für die Aufnahmeprüfung an der DJS registrieren, haben schlussendlich 45 Personen die Chance auf einen Platz. Der zweiteilige Bewerbungsprozess besteht aus dem Einreichen einer Reportage und einer zweitägigen Aufnahmeprüfung, bei der die besten Bewerber*innen sowohl ihr Allgemeinwissen als auch ihre journalistischen Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen. Tatsächlich sei, so Löwisch, die Einladung zur Aufnahmeprüfung mit dem richtigen Maß an Motivation erreichbar. Der Unterschied unter den letzten Kandidat*innen sei allerdings nicht groß: „Das sind kleinste Punktabstände“, wie Frau Löwisch erzählt, „Manche haben einfach einen guten Tag gehabt.”

Für Diversität unter den Schüler*innen der DJS werde auf verschiedenen Wegen gesorgt: Laut Löwisch bemüht sich die DJS vorbildlich um die Inklusion von Personen, deren Stimme im Journalismus zu kurz kommt. Auch hinsichtlich der Information im Unterricht über Problematiken wie Rassismus und Ausgrenzung sei die Schule eine Vorreiterin. „München ist eine teure Stadt“, stellt Löwisch außerdem fest, weshalb rund ein Drittel bis die Hälfte der Schüler*innen Stipendien erhalten. Allerdings sind diese häufig keine Vollstipendien und finanzieren somit nur einen Teil des Lebensunterhalts während der Ausbildung. Zusätzlich sind nur Schüler*innen der Masterklasse, nicht jedoch der Kompaktausbildung BAFöG-berechtigt.  Auch das Arbeiten neben der Schule ist – sofern nicht von der Schulleitung ausnahmsweise genehmigt – ist laut Ausbildungsvertrag nicht möglich.

Die Bedeutung des Journalismus wächst…

Scholz und Söder betonten in ihren Reden auf der Jubiläumsfeier, wie wichtig eine freie, unabhängige und vielfältige Presse für die Demokratie sei. Doch wie entwickelt sich der Journalismus hinsichtlich des zunehmenden Rechtsrucks in der Gesellschaft und der wachsenden Gewalt gegen Journalist*innen weiter?

Immer mehr Menschen scheinen das Vertrauen in etablierte Medien zu verlieren und Fake News zunehmend Glauben zu schenken. Löwisch findet hinsichtlich dieser gesellschaftlichen Entwicklung klare Worte: „Ja, ich würde sagen, dass die Demokratie bedroht ist.“ Durch den immer hitziger werdenden Diskurs und den fehlenden sachlichen Dialog scheine sich die Gesellschaft immer weiter zu spalten. „Demokratie ist schwergängig und braucht lange, um Kompromisse zu finden. Und das wird schwieriger, weil die Positionen immer irrationaler werden. […] Insofern ist der Journalismus wichtiger, als er je war.“ Denn der Journalismus stellt in einer Demokratie die vierte Gewalt dar. Entsprechend ist die Erwartung an mutige und wahrheitsliebende Journalist*innen groß, um die demokratischen Werte hervorzuheben und zu schützen.

Für Menschen, die selbst Journalist*innen werden und genau das verkörpern wollen, hat die Schulleiterin einen Rat: „Das Allerbeste ist natürlich, sich an der DJS zu bewerben und die Ausbildung hier zu machen. […] Aber das ist sicher nicht der einzige Weg.“ Auch Volontariate schaffen einen guten Einstieg in den Beruf. Diese werden bei unterschiedlichsten Redaktionen und Medienhäusern angeboten. Außerdem gibt es durchaus auch andere Journalistenschulen, die über eine bemerkenswerte Lehre verfügen – denn bekanntlich bekommt bei Weitem nicht jede*r die Chance, an der DJS zu lernen. Doch die Erfolgsaussichten, die ein Abschluss an der DJS verspricht, zeigten sich auch bei der Jubiläumsfeier, die von zwei jungen Absolvent*innen moderiert wurde. Die beiden Journalist*innen führten humorvoll und professionell durch den Abend – und sogar Söder lobte ihre Performance als die beste Anmoderation, die er jemals vor einer Rede bekommen habe.

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