Kaffeesatz

Das Shoppen und Zeitvertrotten

Kaffee verbindet. Kaffee trinken kann die Grundlage und Gelegenheit für so vieles sein. Man trifft sich zum Kaffee trinken mit (noch) fernen Bekannten, mit den engsten Freund:innen, zum ersten Date oder um sich zu trennen. Man kommt ins Gespräch miteinander, lacht, weint, philosophiert und teilt Persönliches. Diese Kolumne will einige der Geschichten, die beim Kaffee erzählt werden, teilen und damit das Gefühl des „Kaffeetrinkens“ einfangen.

P.S.: Tee darf auch getrunken werden.

Von Leonie Stoll.

Der Café au Lait ist in meinem Gesicht verschmiert. Die Hintergrundmusik wechselt zu dem Song, der vor 30 Minuten schon mal lief. Ich weiß nicht, was ich da genau rieche, ob Zimt oder Karamell, aber mein Magen grummelt. Wir sitzen in einem/in dem Starbucks – die Getränke sind zu teuer, aber er ist der einzige Laden im stickigen Einkaufszentrum am Stadtrand, der als Koffeinlieferant dienen kann. Die zusätzlichen Kaffeekosten sind in gefühlten Kilogramm an Zucker in unserem Getränk –  aber egal, wir waren gemeinsam shoppen, so wie wir es tun, seitdem wir elf sind und alleine in die Stadt ziehen dürfen.

Für mich steht bald ein Umzug an und ich benötige so einiges – du hast mir bei meinem Kaufrausch unter die Arme gegriffen und jetzt sind wir fleißig mit Zukunftsplanung beschäftigt. Wann treffen wir uns wieder, was für mehr oder weniger wichtige Ereignisse stehen an und was sollen wir eigentlich noch mit dem angebrochenen Tag anfangen?

Nebenher gehen wir unserem Lieblingshobby nach: Leute beobachten. Mich überrascht jedes Mal, wie die zwanghaft aktive  Hektik des Shoppens die Menschenmassen erst noch ins Café verfolgt und dann nach den ersten Schlucken und Bissen abfällt, Schultern lockert und Lachen lauter werden lässt.

Aber nebenbei schwebt wie eine graue Wolke eine Frage über meiner Stimmung: Warum dieser ganze Konsum? Warum die extra Kirsche auf dem Kuchen oder die fünfte Winterjacke? Warum können wir nicht mit weniger beziehungsweise mit dem Notwendigen zufrieden sein und warum vergleichen wir uns ständig?

Während unser Gespräch auf oberflächlichen Fahrwassern vor sich hin dümpelt, frage ich mich, warum wir uns eigentlich nicht mehr mit den Themen beschäftigen, die tatsächlich zu besprechen wären, wie eben die Frage meiner grauen Wolke – anscheinend ist einkaufen nicht mehr nur Bedürfnisbefriedigung, sondern auch Verdrängung.

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