Kulturphilter

„Beschäftigt euch!“ – Das studentische Theaterfestival München

Theorie, Praxis und jede Menge Raum für Gespräche: philtrat sprach mit den Organisatorinnen des studentischen Theaterfestivals „Beschäftigt euch!“ über Zukunftsängste und Vernetzungsmöglichkeiten.

Von Christopher Bertusch; Bild: © „Beschäftigt euch!“

An der Plakatwand der Schellingstraße 3 lächeln uns zwei Puzzleteile vor einem grünen Hintergrund entgegen. „Sie stehen für die Vernetzung“, verraten Elli und Gesine im philtrat-Interview. Sie sind die Organisatorinnen des studentischen Theaterfestivals „Beschäftigt euch!“ der Theaterwissenschaft München, welches vom 19. bis 21. Juli stattfindet.

Großes Angebot, kleine Kosten

An jedem dieser drei Tage bieten sie diverse Workshops, Panels und Vorträge an. So wird Constantin John, selbst Alumnus der Theaterwissenschaft und heute Theatermusiker sowie Sounddesigner, am 20. Juli um 14 Uhr von der Vertonung theatraler Szenen erzählen und davon, wie man Atmosphäre durch Klänge erschafft. Anna Ideenkind Möhrle, die ein Künstlerkollektiv leitet, wird am selben Tag, um 17 Uhr über niedrigschwellige und interdisziplinäre Kunst sprechen.

Die meisten Veranstaltungen können kostenfrei besucht werden, eine Anmeldung per E-Mail (beschaeftigt.euch@gmail.com) ist erwünscht. Nur die Theaterproduktion „Von Töchtern und Vätern“ am 19. Juli um 20 Uhr kostet 5 Euro. Es geht um Daddy Issues, Sehnsüchte, Erinnerungen und… – Milch?

Paulina Wawerla, Dramaturgieassistentin an den Kammerspielen, schrieb ihre Bachelorarbeit über Inklusion am Theater.  Am 21 Juli um 12 Uhr wird sie ihre wissenschaftlichen Thesen mit ihrer späteren Arbeitserfahrung kontrastieren. Diese Gegenüberstellung bildet den Rahmen des Festivals, denn unter dem Motto „Wissen schafft Theater. Theater schafft Wissen“ wird es auf der Website der Theaterwissenschaft vorgestellt. Elli und Gesine freuen sich nicht nur über Wortspiele, sondern wollen Praxis und Wissenschaft miteinander verbinden. „Man kann nicht Theaterwissenschaft studieren, ohne in der Praxis unterwegs zu sein, aber die Praxis des Theatermachens profitiert auch extrem von der Wissenschaft“, beschreibt es Elli.

„Was will ich in der Zukunft machen? Wofür brenne ich? Wie kann ich daraus meinen Lebensunterhalt finanzieren?“ Neben den festen Programmpunkten soll es Raum für Gespräche und Diskussionen geben. Dafür haben sie Gäste aus den verschiedensten Ecken der Kulturbranche eingeladen. Entstanden ist die Idee nämlich nach einem Alumnitreffen der Theaterwissenschaft im Wintersemester. „Wir haben gemerkt, es gibt Leute, die Lust haben von ihren eigenen Erfahrungen zu erzählen und die jetzt in Bereichen tätig sind, von denen sie früher nie gedacht hätten, dort reinzukommen.“, erzählt Gesine.

Das Festival soll aber nicht nur Theaterwissenschaftler*innen zur Bühne locken, es bietet Impulse für alle Studierenden: „Man muss keine Angst haben, dass das etwas Fachfremdes ist oder nichts mit der eigenen Lebensrealität zu tun hat.“ Sie hätten es zwar ein „Theaterfestival“ genannt – „aber das hatte eher praktische Gründe“, erzählt Gesine. An der Uni gebe es so viele spannende Projekte und Studiengänge. „Man muss einfach nur einen Vernetzungsraum schaffen.“

Podium und Party

Theorie nicht als langweilige Tagung, sondern als dreitägiges Spektakel mitsamt Vorträgen und Workshops, aber auch intimen Gesprächen und Sitzkreisen. Das soll „Beschäftigt euch!“ sein. Am 20. Juli um 20 Uhr kann jeder auf einer Open Stage seine Talente und Leidenschaften präsentieren und nach jedem Abendprogramm darf bei einem studentischen Festival eine Party natürlich nicht fehlen.

Gezeigt werden die meisten Programmpunkte im Glasspitz der Münchner Kammerspielen und auf der Studiobühne. Diese bietet bereits seit Jahrzehnten einen Raum für studentische Theaterprojekte. Das sei das Schöne an der Uni: „Es gibt die Ressourcen, es gibt die Infrastrukturen“, so Gesine. Diese Produktionen würden allerdings häufig eher von Produktionsmitgliedern oder Freund*innen dieser besucht, meint Elli: „Wir wollen das auf andere Fächer und andere Unis in München ausbreiten, damit diese es auch mal auf unsere Bühne schaffen.“

„Natürlich so informativ wie möglich“ und gleichzeitig „ein bisschen reißerisch“: Mit Flyern, Plakaten, Mund-zu-Mund-Propaganda und Instagram werben die begeisterten Theaterwissenschaftler*innen für ihr Projekt. „Wir sind eigentlich noch Noobs im Festival-Machen und es ist überraschend, wie man mit ein paar E-Mails einfach so ein Event veranstalten kann.“, stellt Elli am Ende fest. Wer weiß, vielleicht fühlt sich jemand inspiriert, im nächsten Jahr eine ähnliche Idee umzusetzen?

Das Studis nicht nur vor Ideen übersprudeln, sondern sie auch umsetzen können, das sehen wir zunächst diese Woche beim „Beschäftigt euch!“-Festival.

Das volle Programm findet ihr auf der Website der Theaterwissenschaft LMU oder auf @beschaeftigt.euch bei Instagram.

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